Werte

werte

Werte sind die Dinge im Leben, die Ihnen wirklich wichtig sind, was Sie antreibt und Sie glücklich macht. Damit sind wir wieder mitten in der Positiven Psychologie. Werte sind Grundüberzeugungen, Persönlichkeitszüge, in welche wir bereits in der Kindheit hinein gewachsen sind. Jedoch können sie sich auch mit der Zeit verändern, so wie Prioritäten, welche sich je nach Lebensphase verschieben.

So wie bei den Charakterstärken hat jeder von uns andere Prioritäten. Bestimmte Kernwerte, die ganz besonders wichtig sind und für die wir sogar negative Konsequenzen in Kauf nehmen würden. Auch wenn zwei Menschen sich sehr ähnlich sind, sind sie doch nicht identisch. Je nachdem wie stark die verschiedenen Werte ausgeprägt sind, wie sie in Verbindung mit den Charakterstärken stehen und vor allem – wie sehr die Werte im Alltag auch (mehr oder weniger bewusst) gelebt werden, unterscheidet uns das voneinander oder lässt uns einander nahe fühlen.

Was bringen uns Werte?

Werte geben uns Halt, Sicherheit und Orientierung im Leben. Werte stellen die Basis dafür dar, dass wir uns gut mit gleichgesinnten Personen verstehen. Außerdem werden Ziele, welche in Einklang mit unseren Werten stehen, viel häufiger und besser erreicht. Kurz gefasst:

Wenn wir nach unseren Werten leben, trägt das dazu bei, dass wir uns glücklich fühlen.

Wenn wir unser Leben an unseren Wertvorstellungen ausrichten und wir hinter unseren Zielen, Bedürfnissen und Prioritäten stehen, können wir unser Leben und das was wir tun als sinnvoll bewerten. Diese Effekte können aber nur dann eintreten, wenn wir auch in Einklang mit unseren Werten leben. Dafür müssen wir sie aber zunächst einmal kennen.

Was gibt es an Werten?

In der Selbstdeterminations-Theorie (Deci & Ryan) werden die folgenden drei psychologischen Grundbedürfnisse benannt, die für Menschen grundlegend sind:

Autonomie, Kompetenz und Beziehungen

In der Persönlichkeitspsychologie (KOP, Sachse) werden folgende Beziehungsmotive benannt. Bei jedem von uns ist eines oder sind einige der Motive besonders bedeutsam:

Anerkennung, Wichtigkeit, Solidarität, Verlässlichkeit, Autonomie und Unverletzlichkeit der Grenzen.

Anerkennung: umfasst den Wunsch von anderen positives Feedback zu bekommen

Wichtigkeit: beinhaltet das Motiv, im Leben einer nahestehenden Person eine wichtige Rolle zu spielen und eine Bedeutung zu haben.

Solidarität: es besteht der Wunsch nach Unterstützung, Hilfe oder Schutz durch eine andere Person, wenn man es benötigt.

Verlässlichkeit: beinhaltet den Wunsch danach, sich auf andere verlassen zu können. Von Beziehungen wird erwartet, dass sie stabil sind, überdauern und auch belastbar sind.

Autonomie: beschreibt das Motiv nach Selbstbestimmung und die Erwartung, dass andere Personen respektieren, dass man eigene Entscheidungen trifft.

Motiv nach Grenzen: beinhaltet den Wunsch, dass andere Personen die eigenen Grenzen akzeptieren und nicht ohne Erlaubnis in diese Domänen eindringen zu versuchen.

Die verschiedenen Persönlichkeiten unterscheiden sich darin, welche Motive besonders im Vordergrund stehen. Jemand mit einem großen Nähebedürfnis, dem Wunsch nach Wichtigkeit und Anerkennung hat ganz andere Werte als eine Person mit einem Distanzbedürfnis, mit dem Wunsch nach Autonomie und Grenzen.

Allgemeine Beispiele für Werte sind:

Unabhängigkeit, Anerkennung, Sinn, Liebe, Familie, Gesundheit, Freiheit, Selbstverwirklichung, Harmonie, Erfolg, Ehrlichkeit, Glaube, Abenteuer, Geborgenheit, Verantwortung, Macht, Gerechtigkeit, Loyalität, Treue, Abwechslung, Genauigkeit, Spaß, Freundschaft, Toleranz, Genuss, Würde, Vertrauen, Leistung, Herausforderung, Selbstbestimmung, Sicherheit, Kreativität, Wissen, Fürsorge, Disziplin und Ordnung, Begeisterung.

blaetter-0exif

Das sind nur einige Beispiele. Es gibt noch viel mehr. Was für unser Glück wichtig ist, ist dass wir uns unserer Werte bewusst werden und herausfinden, wie wir unser Leben in Einklang mit unseren Werten bringen können. Vielleicht haben Sie bemerkt, dass einige der Werte Charakterstärken bzw. Tugenden sind. Wenn Sie sich unsicher dabei sind, was Ihre Werte sind, so können Sie sich über die Kenntnis Ihrer Signaturstärken behelfen. Denn wenn wir unsere Stärken anwenden, handeln wir auch automatisch nach unseren persönlichen Werten.

Ein Beispiel: Anna hat als Charakterstärke Freundlichkeit. Wenn sie sich freundlich gegenüber ihren Mitmenschen verhält, jemandem eine Freude macht, indem Sie ihm z.B. aufmerksam zuhört oder ihm ein Lächeln schenkt, fühlt sich Anna wohl. Sie merkt, dass das Freundlichsein einfach zu ihr dazu gehört. Freundlichkeit ist gleichzeitig einer ihrer Werte. Was sie gar nicht leiden kann sind unfreundliche Kollegen, jemand der so gut wie nie ein nettes Wort verliert oder Kritik verletzend verpackt. Würde Anna ihren Wert nicht leben, indem sie sich z.B. an das Verhalten ihres ständig nörgelnden Kollegen Achim anpassen würde, wäre sie nicht glücklich.

Oder nehmen wir Tom. Unter Toms Stärken findet sich das Führungsvermögen wieder. Er weiß einfach genau, wenn er in einer Führungsposition ist, geht er so richtig auf, hat Freude bei der Arbeit und ist erfolgreich. Erfolg ist ihm wichtig. Erfolg treibt ihn an. Für ihn ist der Wert so zentral, dass er jedes erreichte Ziel als Erfolg verbucht und sich dabei gut fühlt.

Es ist ganz egal, welche Werte Sie haben. Wichtig ist nur, dass Sie sie leben.
Jeder der schon einmal seinen Werten entgegen gehandelt hat weiß, dass sich das nicht gut anfühlt. Für Hanna z.B. ist Ehrlichkeit ein ganz zentraler Wert. Kürzlich wurde sie in der Arbeit dabei ertappt, dass sie etwas zu spät in die Arbeit gekommen war (sie hatte verschlafen). Es war ihr furchtbar peinlich, sodass sie sich in eine Notlüge flüchtete und sagte es sei ein Notfall gewesen, ihr Hund hätte zum Tierarzt gemusst. Im Anschluss daran fühlte sie sich furchtbar, hatte ein schlechtes Gewissen und bereute ihre Notlüge. Schließlich legt sie selbst immer den größten Wert auf Ehrlichkeit. Michael hingegen ist Ehrlichkeit nicht ganz so wichtig und er findet eine gelegentliche Notlüge durchaus vertretbar. Hauptsache sie ist kreativ, denn kreativ sein kann er wirklich gut.

Wenn Sie sich also nicht so ganz sicher sind, was Ihre Werte wirklich sind, nehmen Sie sich einmal die Zeit die obigen Werte in Ruhe anzuschauen und sich 5 heraus zu suchen, die Ihnen am allerwichtigsten sind. Am leichtesten ist es, wenn Sie erst einmal alle Werte heraussuchen, die Sie im Allgemeinen ansprechen. Dann nehmen Sie diese Werte und suchen sich die 5 heraus, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegen. Alleine das Bewusstsein über die persönlichen Werte, kann bereits etwas zum Positiven verändern.

Herzlichst Ihre,

Psychologe Innsbruck
Psychologin in Innsbruck