Freundschaften pflegen

Beziehungen gelten als eines der drei psychologischen Grundbedürfnisse neben Autonomie und Kompetenzerleben, welche die Forscher Deci and Ryan in ihrer Selbstbestimmungstheorie postuliert haben. Die drei Grundbedürfnisse wurden von der Wissenschaft mittlerweile vielfach kulturübergreifend bestätigt. Wir können also mit Sicherheit sagen, dass die Befriedigung derselben für unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit von großer Bedeutung ist.

Wir sind soziale Wesen und positive Beziehungen tragen einen ganz wesentlichen Teil zu unserem Wohlbefinden bei. Unser Partner/unsere Partnerin, gute Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte – sie alle spielen eine bedeutsame Rolle für unser Werteglück. Positives Feedback, freundliche Worte oder angeregte Gespräche führen im Normalfall dazu, dass wir uns gut fühlen, Energie bekommen und uns wahrgenommen fühlen. Menschen brauchen wichtige nahestehende Bezugspersonen, auf die sie sich verlassen können. Sie brauchen aber auch das Gefühl, dass andere sie brauchen. Wir alle möchten so geschätzt, geliebt und respektiert werden wie wir sind.

Wenn Sie in Beziehungen investieren, investieren Sie in Ihr Glück und in Ihre psychische sowie körperliche Gesundheit!

Die Positive Psychologie hat viele Interventionen aus diesem Bereich wissenschaftlich überprüft.
Eine Übung, die ich Ihnen vorstellen möchte ist der so genannte

„Freundlichkeitstag“
Suchen Sie sich dafür einen Tag aus, an welchem Sie so viele Möglichkeiten wie möglich nutzen, um freundlich zu sein. Versuchen Sie mindestens fünf Situationen zu finden.

Was sind das für Situationen? Nun, Sie können Ihre Freundin zum Essen einladen und ihr etwas gutes Kochen, oder Sie sagen Ihrem Arbeitskollegen Danke für seine Unterstützung. Vielleicht lächeln Sie jemand Fremden auf der Straße einfach an, oder Sie lassen jemanden an der Kasse am Supermarkt vor. Sie könnten eine Extrarunde mit dem Hund drehen, Ihre Großeltern nach langer Zeit einmal wieder anrufen oder sich einen ganzen Tag Zeit für Ihre kleine Tochter nehmen und jeden Moment mit ihr genießen… Seien Sie kreativ und probieren Sie es aus!

Wichtig ist, dass Sie die fünf Dinge alle an ein und demselben Tag machen, um die volle positive Wirkung zu erreichen.

Zum Abschluss nehmen Sie sich abends ca. zehn Minuten Zeit um aufzuschreiben, wie Sie sich jeweils nach den fünf Ereignissen gefühlt haben …. als die fremde Person überrascht zurück gelächelt hat, Ihre Freundin Sie umarmte oder Ihre Tochter Ihnen strahlend eine Sandburg baute…

Diese Übung lässt sich auch perfekt mit der Übung „Die Drei Schätze“ verbinden.
Damit haben Sie dann höchstwahrscheinlich schon zwei Übungen in einem Schwung erledigt und abends einige schöne Erlebnisse, an die Sie sich erinnern können.

Wenn Ihnen der Freundlichkeitstag gefallen hat, versuchen Sie ihn regelmäßig umzusetzen, vielleicht jeden ersten Sonntag im Monat, an den Feiertagen oder im Urlaub…

Denn was gibt es Schöneres, als uns gegenseitig emotional zu berühren, uns gegenseitig Halt zu geben, zuzuhören und füreinander da zu sein?
Oder um es mit den Worten Rilkes zu sagen:

[…] alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

R. M. Rilke

Ihre Melanie Hausler, BSc MSc
Psychologin