Charakterstärken

wordcloud_strenghtsVielleicht kennen Sie das DSM-V („Diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“) der American Psychiatric Association oder das ICD-10 (“Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme”) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)? Beides sind Klassifikationssysteme für psychische Krankheiten.

Ein Gegenstück zu diesen krankheitsfokussierten Manualen wurde 2004 von Peterson und Seligman entwickelt: Das “Values in Action Inventory of Strengths” (VIA-IS). In diesem wurden in einem aufwändigen Verfahren 24 universelle, das heißt weltweit gültige, menschliche Stärken identifiziert, welche sechs Stärkenfamilien zugehörig sind. Die Forscher fanden heraus, dass für jeden Menschen im Durchschnitt zwischen drei und sieben Stärken besonders bedeutsam sind. Diese „Signaturstärken“ sind Stärken von denen man mit voller Überzeugung sagen kann: “Das bin wirklich ich” und „das macht mich aus“. 2010 holte Willibald Ruch aus Zürich den Stärkenkatalog auch in den deutschsprachigen Raum.

Die sechs Stärkenfamilien:

  1. Weisheit und Wissen:
    Diese Tugend beinhaltet alle kognitiven Stärken, welche relevant sind für den Wissenserwerb. Personen, die Stärken aus diesem Komplex besonders ausgeprägt besitzen, werden häufig als weise wahrgenommen.
    Die dazugehörigen Stärken sind:
    Kreativität, Neugier, Urteilsvermögen, Liebe zum Lernen und Weisheit
  2. Mut
    Diese Tugend beinhaltet alle emotionalen Stärken, bei denen es darum geht mit starker Willenskraft – allen Widerständen zum Trotz – persönliche Ziele zu erreichen.
    Die Stärken sind:
    Authentizität, Tapferkeit, Ausdauer und Enthusiasmus
  3. Menschlichkeit:
    Diese Tugend beinhaltet alle zwischenmenschlichen Stärken, welche positive Beziehungen fördern.
    Freundlichkeit, Bindungsfähigkeit und soziale Intelligenz
  4. Gerechtigkeit:
    Diese Tugend beinhaltet folgende Stärken:
    Fairness, Führungsvermögen und Teamwork
  5. Mäßigung:
    Diese Tugend beinhaltet Stärken, welche einem Zuviel und einem Zuwenig entgegenbeugen.
    Vergebungsbereitschaft, Bescheidenheit, Umsicht und Selbstregulation
  6. Transzendenz:
    Unter diese Tugend fallen Stärken, die Sinn stiften.
    Sinn für das Gute und Schöne, Dankbarkeit, Hoffnung, Humor und Spiritualität

Laden Sie sich hier eine Übersicht über die Stärken herunter: Charakterstärken

Anwendung von Charakterstärken

Claudia Harzer erforschte im Rahmen ihrer Doktorarbeit die Anwendung von Charakterstärken. Sie zeigte, dass nicht nur der Besitz von Stärken bedeutsam ist, sondern auch die Anwendung derselben. Optimal ist es, wenn wir unsere Stärken auch tatsächlich regelmäßig im Alltag anwenden können.
Was heißt das konkret? Einer meiner Stärken ist z.B. die Kreativität. Optimal für mein Wohlbefinden ist es, wenn ich in meinem beruflichen und privaten Alltag viele Möglichkeiten schaffe, um kreativ sein zu können. Also z.B. einen Blog schreibe, Flyer und meine Homepage gestalte, fotografiere oder neue Forschungsfragen entwickle.

Zusammenhang von Charakterstärken und Wohlbefinden

In den letzten Jahren wurden Zusammenhänge zwischen Charakterstärken (Besitz und Anwendung) und Glück bzw. Wohlbefinden entdeckt. Bereits Peterson und Seligman stellten 2004 in ihrem Handbuch über Charakterstärken (das ist die „Bibel“ zu diesem Thema) diesen direkten Bezug her. Neben Wohlbefinden gibt es vielfache weitere positive Auswirkungen der Charakterstärken auf Sinn, Engagement, Vergnügen, Arbeitszufriedenheit und positiven Erlebnissen im Job (Harzer & Ruch, 2013). Aktuelle Studien meiner Forschungsgruppe konnten bestätigen, dass sich die Anwendung der individuellen Signaturstärken (sowohl im Berufs- als auch im Privatleben) positiv auf das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit auswirkt. Die Anwendung der Stärken hängt darüberhinaus mit Arbeitsengagement zusammen und kann die Entstehung von Burnout vermeiden. Außerdem fand ich heraus, dass auch sich die Charakterstärken auch über 2 Jahre hinweg äußerst positiv auf das individuelle Wohlbefinden auswirken. Hierin liegt ein enormes „Glückspotential“.

Glückspotential der Charakterstärken

Was bedeuten die Studienergebnisse nun für die Praxis und für Sie?

  • Es macht sehr viel Sinn, sich mit seinen Stärken auseinanderzusetzen und herauszufinden, was die eigenen Stärken sind.
  • In der Folge können Möglichkeiten entwickelt werden, die eigenen Stärken häufiger oder in anderen Kontexten anzuwenden. Ein verstärktes Glückserleben ist hierdurch garantiert!
  • Auch ein Blick auf die so genannten „Glücks-Stärken“ kann sich lohnen. Diese Stärken hängen besonders stark mit Glück zusammen.

Denn wenn Hand in Hand mit unseren Stärken zusammenarbeiten bringt das eine Vielzahl an Vorteilen mit sich:

  • Ziele werden erfolgreicher erreicht
  • Flowerleben wird häufiger und wir brauchen weniger Energie, da die Dinge leichter von der Hand gehen.
  • Die Freude an dem was wir tun wächst
  • Beziehungen profitieren vom Stärkeneinsatz, da wir als attraktiver wahrgenommen werden und einfach besser drauf sind
  • Wir finden Sinn in dem was wir tun
  • Wir bauen unsere Kompetenzen aus, stärken den Selbstwert und Selbstwirksamkeit

Charakterstärken können ausgebaut, ungenutzte Stärkenpotenziale entfaltet und im Alltag vermehrt angewendet werden!

Gerne unterstütze ich Sie dabei Ihre Stärken herauszufinden und individuelle Möglichkeiten zu entwickeln, wie Sie deren Potenzial für sich nutzen können.

Psychologe Innsbruck
Psychologin in Innsbruck